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Jugend debattiert News

Debatte und Aufklärung: Welche Rolle spielten Debattierclubs?

Allgemeines

Die Prinzipien unserer Demokratie wurzeln in den Ideen der Aufklärung. Welche Bedeutung haben die Werte Freiheit, Gleichberechtigung und Toleranz heute? Mit dieser Frage befasst sich das Deutsche Historische Museum Berlin am 21. März beim Festival „Aufklärung now“ aus der Perspektive von jungen Menschen. Jugend debattiert wird sich mit einer Schaudebatte beteiligen. Welche Rolle Debatten damals und heute in aufgeklärten Gesellschaften spielen, das beleuchten wir im Vorfeld in einer dreiteiligen Serie.

Teil 1: Debattierclubs und die öffentliche Sphäre

Mit nur einem Sixpence Eintritt war man dabei. Gereicht wurden Tee oder Kaffee, manchmal auch Süßigkeiten oder Eiscreme. Zur Auflockerung standen Musik, Theater und bildende Kunst auf dem Programm. Unterhaltung und politische Meinungsbildung waren in den frühen Debattiergesellschaften des 18. Jahrhunderts in England kein Widerspruch. Um elitäre Veranstaltungen handelte es sich bei den öffentlichen Diskussionsrunden auch nicht mehr, im Zuge der Aufklärung beteiligten sich zum ersten Mal in der Geschichte Angehörige sowohl der Arbeiter- als auch der Mittel- und Unterschichten am gesellschaftlichen und politischen Diskurs. Auch Frauen waren dabei.

Sapere aude 

Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. So lautet der Leitspruch der Aufklärung, den Immanuel Kant 1784 formuliert hat. Wer sich das zu Herzen nimmt, sich eine eigene Meinung bilden und Argumente kritisch prüfen möchte, sucht den Austausch mit anderen. In der Folge entstanden damals vor allem in England öffentliche Kommunikationsräume, in denen mündige Bürgerinnen und Bürger über gesellschaftliche und politische Fragestellungen debattierten. Begonnen hatten die Runden in Tavernen und Kneipen, mit der Zeit jedoch wechselten sie in anspruchsvollere Lokale, sodass die Zahl der Zuhörenden stieg. Zahlreiche Zeitungen in London veröffentlichten anschließend die Ergebnisse der Debatten. 

Debattenregeln

Ein strenger Rahmen stellte damals sicher, dass die Debatten zivilisiert abliefen. Auf Höflichkeit wurde großer Wert gelegt – auch eine Prämisse der Aufklärung. So war es den Rednern nicht gestattet, andere Redner zu verleumden oder zu beleidigen oder vom eigentlichen Thema abzuweichen. Ein Präsident oder Moderator leitete die Runden und sorgte dafür, dass die Regeln eingehalten wurden. Er stellte die Frage für die Debatte, anschließend konnten die Rednerinnen und Redner ihren Standpunkt in einer festgelegten Zeit vortragen. Am Ende fand eine Abstimmung statt, um eine Entscheidung zu treffen oder die Frage für eine weitere Debatte zu vertagen.

Inhaltlich gab es kaum Einschränkungen. Debattiert wurden politische und soziale Themen, die Regierung stand ebenso in der Kritik wie Kirche oder die Institution Familie. Schon damals befassten sich die Bürgerinnen und Bürger in den Debatten häufig mit der fehlenden Geschlechtergerechtigkeit.

Infotainment

Bei aller politischer Ambition sollten die Veranstaltungen immer auch einen gewissen Unterhaltungswert haben, denn die Debattierclubs wurden als kommerzielle Unternehmen geführt und sollten Gewinne erzielen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sank das Interesse an den Clubs, sie verschwanden nach und nach. Die Bedeutung von Debatten in demokratischen Gesellschaften ist geblieben – auch wenn sich der öffentliche Kommunikationsraum in Folge der Digitalisierung stark verändert hat.

Das „Aufklärung now“-Festival im Deutschen Historischen Museum in Berlin findet am 21. März 2025 von 17:00 bis 23:00 Uhr statt. Junge Menschen präsentieren dort ihre Perspektiven auf die Aufklärung. Die Schaudebatte von Jugend debattiert wird verhandeln, ob der Staat in seiner Außendarstellung Bezüge auf das Zeitalter der Aufklärung minimieren soll.

Der Eintritt ist frei. 

 

 

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